05. Oktober 2000

 
Helfen statt wegsehen

Blankenfelde soll sich als erste Kreisgemeinde der «Aktion Noteingang» gegen rechte Gewalt anschließen

Von Jasch Zacharias

Blankenfelde - Um künftig mehr Schutz vor rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten in der Gemeinde zu gewähren, macht sich jetzt der SPD-Ortsverein in Blankenfelde für die «Aktion Noteingang» stark. Die Initiative sieht im Wesentlichen vor, dass Gaststätten, Läden, Tankstellen und öffentliche Einrichtungen per Aufkleber am Eingang Schutz vor Bedrohung und gewalttätigen Übergriffen signalisieren.

Im Falle eines Übergriffes würde der Geschäftsinhaber auf Wunsch des Angegriffenen die Polizei benachrichtigen. Zudem bekommen die bedrohten Menschen eine Liste mit Ansprechpartnern in die Hand, die Ratschläge und Hilfe geben.

Blankenfelde (10 000 Einwohner) wäre die erste Gemeinde im Kreis Teltow-Fläming, in der die «Aktion Noteingang» gestartet werden würde. In anderen Städten im Land Brandenburg wie Bernau und Eberswalde (Barnim), Angermünde und Schwedt (Uckermark), Bad Freienwalde und Strausberg(Märkisch-Oderland), Fürstenwalde (Oder-Spree) und Frankfurt (Oder) ist das Projekt längst initiiert worden.

«Alle gesellschaftlichen Kräfte müssen an einem Strang ziehen und Flagge gegen rechts zeigen», so Torsten Bartels vom SPD-Ortsverein in Blankenfelde. Noch unklar sei allerdings, wann und wie das Projekt begonnen wird. Die Ausländerbeauftragte im Kreis, Monika Kollert, hält die «Aktion Noteingang» für «gut». «Das Engagement aus der Privatwirtschaft hätte einen hohen Wirkungsgrad», so Monika Kollert. Warum in Teltow-Fläming noch niemand die bereits landesweit bekannte Idee der«Aktion Notausgang» aufgenommen hat, kann sie sich nicht erklären.

Bei einer stichprobenartigen Nachfrage der Berliner Morgenpost bei Ladeninhabern und Gaststättenchefs stößt die «Aktion Noteingang» in Blankenfelde überwiegend auf wohlwollendes Interesse. «Eine gute Sache. Wir würden bei der Aktion sofort mitmachen», so ein Blumenhändler am Zossener Damm. Auch ein Tankstellenbetreiber würde sich einen solchen Aufkleber am Filialschaufenster festmachen: «Früher war es ganz selbstverständlich, dass bedrohten Menschen geholfen wurde. Heute muss man da schon deutliche Signale setzen». Die Geschäftsführerin eines italienischen Restaurants gibt sich hingegen reservierter. «Ich finde die Idee zwar gut. Doch halten wir uns raus. Zu unseren Gästen gehören auch Skins. Die machen keinen Ärger. Den wollen wir auch in Zukunft nicht haben», sagt sie.

Die Initiatoren der «Aktion Noteingang», eine Gruppe von Jugendlichen aus Bernau, haben i den Friedenspreis der Stadt Aachen für das Jahr 2000 erhalten. «Zivilcourage beweisen», ist ihr Leitmotiv. Ziel der Gruppe ist es, die Verfolgung von Minderheiten einzudämmen.

Anlass für das 1998 im Land Brandenburg gestartete Projekt, das inzwischen auch bereits in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern Schule macht, ist die nicht abreißende Kette fremdenfeindlicher Gewalttaten. In Bernau ist es konkret der Überfall auf einen Gambier sowie einen Vietnamesen gewesen. Auch eine Reihe von Überfällen auf Ausländer in Luckenwalde führt die Initiative auf ihrer Internet-Homepage http://www.djb-ev.de/Noteingang auf.

 

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